Wir lieben Fahrräder

Monat: April 2015 (Seite 2 von 3)

Lastenräder ausleihen in Augsburg Teil 1: Das IKEA-Rad

Lastenräder werden zunehmend beliebter. Nicht nur in den Fahrradhochburgen Amsterdam und Kopenhagen sieht man sie, sondern auch in Augsburg gibt es inzwischen einige (mindestens 3 Omniums, einige Bullitts bzw. andere Long-John-Ähnliche und auch ein paar Niholas, sowie den ein oder anderen Eigenbau dürfte es geben).

Sie sind ja auch verdammt praktisch und können in vielen Belangen locker ein mittelgroßes Auto ersetzen. Allerdings kosten sie gut gerne mal so viel wie ein Gebrauchtwagen. Aber man muss ja nicht gleich eins kaufen, sondern es gibt ein paar Möglichkeiten sie auszuleihen.

Im ersten Teil unserer Reihe zu den ausleihbaren Lastenrädern in Augsburg geht es und das, welches es bei einem großen schwedischen Möbelhaus im Norden der Stadt (bzw. Gersthofen) gibt.

Wer keinen Bock hat meinen vor Abenteuer strotzenden Erlebnisbericht zu lesen, sondern sich nur für schnöde Fakten interessiert, kann auch direkt zu meinem Fazit springen.

Plakat im Wartebereich der IKEA-Warenausgabe zeigt ein mit Kartons beladenes Bullitt.

Ist das nur eine Masche oder Ernst gemeint? Zumindest gibt es hier tatsächlich ein ausleihbares Lastenrad.

Im hiesigen Haus gibt es jedoch nicht das auf dem Plakat gezeigte sportliche Bullitt, sondern ein eher gemütliches Wulfhorst Classic 26″.

Das Fahrrad vor dem Schalter der Transporter- und Anhängervermietung.

Sieht selten benutzt aus…

Typenschild des Wulhorst Classic 26

… und ist noch kein Jahr alt.

Das Lastenrad gibt es zu den gleichen Konditionen wie einen Leihanhänger: 3 Stunden sind kostenlos, jede weitere angefangene Stunde kostet 5€. Ich wurde etwas kritisch beäugt, als ich beim Transporterverleih sagte, dass ich mein Regal aus der Fundgrube gerne mit dem Lastenrad nach Hause bringen möchte und es dazu nicht auseinanderbauen wollte. Selbst nach einem kurzen Telefonat und einem Okay von oben wurde versucht, mich von meinem Vorhaben abzubringen, indem angezweifelt wurde, ob das Regal auf das Fahrrad passe. Aber schlussendlich durfte ich es ausleihen.

Zu dem Lastenrad bekommt man eine Tasche mit folgendem Inhalt:

  • 5 lange (ich schätze mal so 3,5 Meter) Zurrgurte
  • 1 Plane, falls das die Witterung gebietet
  • 1 Warnweste, weiß der Teufel wofür (mit dem Rad kann man einfach nicht übersehen werden)
  • 1 Schloss
  • 1 weitere IKEA-Tasche, um Kleinteile sicher zu verstauen
Das zu dem Rad mit ausgegebene Zubehör wurde hier auf der Ladefläche ausgebreitet.

Viel Zubehör. Das ist schön.

Das Beladen war nicht schwieriger, als das Beladen eines Autos. Eher sogar einfacher, weil man nicht in der Enge eines Autoinnenraums herumkriechen muss, sondern sich frei bewegen kann. Damit das Fahrrad nicht nach vorne kippt, habe ich die Ladefläche so platziert, dass die Spitze vom Bordstein der Ladezone gestützt wird.

Das Regal wird auf dem Fahrrad befestigt.

Zusammengebautes Regal? Kein Problem!

Nachdem alles gut vertaut war, (es ist sogar ein Gurt übrig geblieben) die Überraschung: das Fahrrad lässt sich beladen genauso gut schieben, wie ohne Last. Dann kann die Fahrt ja losgehen!

Eine so große Last schränkt natürlich die Sicht erheblich ein, aber es ist machbar. Die Last habe ich an die linke Seite der Ladefläche gestellt, um an Kreuzungen ohne Schwierigkeiten nach rechts schauen zu können.

Zum Fahrgefühl: es ist super einfach! Es läuft einfach und auch das Kurvenfahren geht leicht von der Hand. Dabei muss man allerdings aufpassen, dass man nicht zu weit einlenkt, da sonst — wie bei allen Rädern dieser Bauart — die Gefahr besteht umzukippen.

Die erste Lektion beim Fahren, die man aber sehr schnell lernt: nimm niemals auch nur eine Hand vom Lenkernehmen. Dann bricht das Vorderteil sofort aus, weil keine Lenkrückstellkräfte wirken. Das wird auf dem Radweg in der Stuttgarter Straße besonders deutlich. Hier ist der Radweg an den Grundstücksausfahrten so schräg gebaut, dass es unmöglich ist diesen zu benutzen. Also ab auf die Fahrbahn. An dieser Stelle wurde ich dann von einem Bullitt-Fahrer überholt, der mich fragte, ob das mein Ernst sein, oder ob ich Werbung mache  😀

Ich habe ein bisschen gebraucht, bis ich die optimale Position für meinen Hände gefunden hatte. Durch das ständige geradehalten des Vorderteils tun einem unter Umständen schnell die Handgelenke weh.

Der weitere Weg ist wirklich unspektakulär. Ich habe die komplette Donauwörther Straße eine grüne Welle, nur am Bärenwirt muss ich kurz stehen bleiben, weil die Autos ganz schön lange brauchen, um loszufahren. An dieser Stelle muss ich auch wieder auf der Fahrbahn fahren, weil der Radweg einfach zu schmal und in einem schlechten Zustand ist. Ein paar Kinder fragen, ob sie mitfahren können; also das übliche, wenn man mit einem nicht-gewöhnlichen Fahrrad unterwegs ist 😉

Das Lastenrad steht quer auf Geh- und Radweg. Der Vorderteil ragt dabei trotzdem noch auf die Fahrbahn.

Passt irgendwie nicht so ganz auf den Radweg. Und den Gehweg.

Am Plärrer gibt es von den Menschen ganz unterschiedliche Reaktionen; von hämischem Lachen bis zu bewundernden und staunenden Worten ist alles dabei.

Dann kommt die Stelle, die mir etwas Sorgen bereitet hat. Der Klinkerberg. Dort bin ich schon öfter, auch mit schweren Anhängern, hinauf gefahren, allerdings immer mit Fahrräder, die mindestens acht Gänge haben. Das IKEA-Rad ist aber nur mit einer Sram i3 ausgestattet. Aber Dank einer sehr niedrigen Übersetzung zwischen Kurbel und Ritzel (wenn ich mich nicht verguckt habe 32:24) ist auch das kein Problem. Ohne große Anstrengung kommt man langsam den Berg hinauf. Durch die drei Räder hat man auch den Vorteil, dass man sehr langsam fahren kann, ohne ins Straucheln zu geraten.

Und das wars auch schon mit der Hinfahrt. Dauer der Fahrt in die Innenstadt: 45 Minuten. Das gleichzeitig losgefahrene Auto war nur 15 Minuten früher da. Ja, es war Rushhour, aber trotzdem war ich überrascht, dass es jetzt keine so großen Unterschied gab.

Nachdem das Regal abgeladen war, konnte die Rückfahrt losgehen. Ich wollte eigentlich ordentlich Gas geben, so ohne Last. Doch leider ist das Fahrrad kein bisschen dafür gebaut. Es gibt konstruktionsbedingt keinen Nachlauf, der dafür sorgen würde, dass sich das Fahrrad gerade richtet. Dazu bin ich noch relativ groß, was den Schwerpunkt nach oben verlagert. Kurz gesagt: mehr als 10-12 km/h sind ohne Last definitiv nicht drin. Ein kleiner Wackler und man fährt das Rad auf zwei Rädern.

So bin ich nach 45 Minuten Rückfahrt wieder bei meinem Ausgangspunkt gelandet und konnte es wieder zurückgeben. Die drei Stunden hätten locker auch noch für eine weitere Strecke gereicht, selbst mit Fotoshooting hatte ich zum Schluss 30 Minuten übrig.

Was ich zum Schluss noch sagen möchte: Ich habe mich manchmal sehr gewundert, dass Autofahrer selbst bei einem Fahrrad mit einer so großen Ladung und einer Breite, dass sie kaum auf einen Radweg passen, mit großen Geschwindigkeiten und ohne nennenswerten Sicherheitsabstand vorbeirasen. Der Fahrtwind kann einen durchaus aus der Spur bringen. Das nächste Mal werde ich vermutlich, gerade an gefährlichen Stellen auf der Fahrbahn fahren.

IKEA-Rad 6

Das gute Stück, kurz bevor ich es wieder abgegeben habe.

Fazit

Ausleihort: IKEA

Bauart: Lastendreirad mit Vorderlader

Ladefläche: ca. 110 cm x 70 cm, ca. 15 cm über dem Boden (hab leider vergessen nachzumessen)

Kosten: 3 Stunden kostenlos, danach 5€ pro Stunde

Modell: Wulfhorst Classic 26″

Schaltung: 3-Gang Sram i3

Bremsen: vorne 2 * Shimano Rollenbremse (vermutlich BR-IM45) mit feststellbarem Bremsgriff, hinten Rücktritt

Sonstiges: umfangreiches Zubehör

Das Fahrrad ist mit der großen Ladefläche und die vielen Zurrgurte für den Transport von Möbeln, aufgebaut oder in Kisten, geeignet. Allerdings kann sich, besonders für größere Menschen (>1,80m), der Rückweg etwas tricky gestalten, da das Wulfhorst ohne Last nicht sehr stabil ist.

Mit den drei Stunden, die es kostenlos ist, erreicht man komplett Gersthofen und Neusäß, sowie große Teile Stadtbergens und Augsburgs. Die Karte ist nur eine ganz grobe Abschätzung. Es kommt auch immer darauf an, was für Steigungen unterwegs auftreten und wo geeignete Straßen entlangführen.

Die Bikekitchen ist mal wieder im Radio zu hören!

Am letzten Freitag war Kerstin Öchsner vom BR bei uns. Zusammen mit Kinderreporter Kevin hat sie unsere Freakbikes ausprobiert. Leider waren die meisten Fahrräder zu groß für Kevin, aber mit etwas Hilfe konnte er zumindest ein Gefühl dafür bekommen, wie es ist ein außergewöhnliches Fahrrad zu fahren.

Seine Meinung zu unseren Freakbikes könnt ihr am Freitag, den 17. April 2015, zwischen 18:30 Uhr und 19:00 Uhr auf Bayern 2 bei radioMikro hören.

Felix Below – FSJ in Ghana

Unser Freund und Steinmetz Felix ist für ein Jahr nach Ghana gegangen, um sich dort im Rahmen eines Freiwilligen Sozialen Jahres zu engagieren. In der Nähe von Cape Coast betreibt er eine Fahrradwerkstatt mit. Nach einer Räderspende aus Stuttgart sind dort bereits über 250 Fahrräder für Bevölkerung und gemeinützige Projekte hergerichtet worden. Wir haben Felix mit Werkzeug, Glühbirnen und Kleinteilen unterstützt.

BK Ghana

Felix in Ghana

Spende Gahna_2

Teile für Ghana

Spende Ghana_1

Fahrradwerkstatt in Ghana

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