Wir lieben Fahrräder

Bericht von der Auftaktveranstaltung zum Projekt „Fahrradstadt 2020“

Am 03. Februar um 19.30 Uhr im goldenen Saal wollten wir natürlich auch dabei sein. Unser Oberbürgermeister Dr. Kurt Gribl begrüßte alle Gäste und verabschiedete sich danach zu einem anderen Termin.

Dr. Kaulen vom beauftragten Verkehrsplanungsbüro zeigte seine Präsentation, die zum Glück nicht zu lange und durchaus interessant war.

Besonders positiv aufgefallen ist, dass er fast alle „kleinen“ Augsburger Projekte und Initiativen gefunden und in seiner Präsenation erwähnt hat (auf den Fotos zu sehen). Diese stützen nämlich das Projekt Fahrradstadt auf ganz direkte Weise. Die Nennungen haben uns positiv überrascht und gefreut.

Nach einigen Worten von Gerd Merkle, unserem Baureferenten, begann die Fragerunde für das Publikum. Wir waren flink und durften als erste ans Mikrofon. Nach einem Dank an Herrn Kaulen für die Berücksichtigung der Bikekitchen und anderer befreundeter Initiativen äußerten wir Kritik am fehlenden Winterdienst auf Radwegen und schlechtem Baustellenmanagement mit vermeidbaren Behinderungen für Fahrradfahrer*innen.

Das reichte uns noch nicht, wir erwähnten einen weiteren Punkt, nämlich die gerade neu gebauten Abschnitte Grottenau sowie Königsplatz mit Umgebung. Dr. Kaulen zeigte vorher auf seinen Folien besonders positive Stellen in Augsburg, die für Fahrradfahrer*innen sicher, komfortabel und gut gelungen sind. Die gerade neu gebauten Abschnitte fehlten dabei. Wir wiesen darauf hin, dass das wohl daran liegt, dass dort einiges nicht so gelungen ist. Wir bekamen für alle Aussagen ordentlich Applaus, scheinen also den Nerv getroffen zu haben.

Nun verging die Zeit schnell, es gab mindestens 20 Wortmeldungen und Fragen an Dr. Kaulen und Herrn Merkle. Zum Beispiel die Anregung, die Augsburger Taxifahrer und Stadtwerke-Fahrer hinsichtlich des Fahrradfahrerschutzes zu schulen.

Dr. Kaulen hat alle Fragen elegant und eloquent beantwortet. Er konnte ohne Zwänge sprechen und ein Idealbild für Augsburg skizzieren.

Herr Merkle hatte es etwas schwerer, da er konkret zu einzelnen Straßenabschnitten Stellung beziehen musste und tiefer in die Augsburger Details verstrickt ist bzw. die meisten Baumaßnahmen selbst verantwortet hat. Er vermittelte sein echtes Interesse an der Förderung des Radverkehrs in Augsburg und wirkte dabei glaubhaft. Er erläuterte seine Entscheidungen detailliert und sorgte damit für etwas mehr Einblick und Verständnis für die Nöte der Verwaltung zwischen Gestaltungswillen, politischem Willen und Anforderungen der Straßenverkehrsordnung. Trotzdem wünschte man sich zwischendurch mehr Mut (und politischen Willen) zu kreativen Lösungen statt der Antwort „das geht nicht, weil…“ Ein Beispiel ist die Einrichtung von Tempo 30-Zonen oder einer Fahrradstraße.  Vor allem bei breiten Straßen sei dies nicht sinnvoll, weil „sich eh niemand daran hält“. Diese Argumentation erscheint wie eine Bankrotterklärung gegenüber dem Automobilverkehr.

Im Publikum saßen so gut wie alle Augsburger Akteure, die den Fahrradverkehr fördern möchten. In der ersten Reihe der Fahrradbeauftragte Thomas Hertha, der ADFC-Vertreter Janos Korda und ein weiterer städtischer Mitarbeiter. Die Medien (mindestens AZ und A-TV) waren vertreten, außerdem engagierte Fahrradhändler wie Herbert Tambour vom Dynamo Fahrradladen, ein paar Politiker und Stadtratskandidaten, die Carsharer, die lokale Agenda 21, Bürgerinitiativen (Pfersee), der VCD, der ADFC, die Critical Mass, das VOLLDABEI-Projekt für Flüchtlingsfahrräder, die Polit-WG, ein paar Fahrradblogger, ein Fahrradpolizist, wir von der Bikekitchen und interessierte Einzelpersonen (habe ich jemanden vergessen? Dann bitte einen Kommentar schreiben).

Wir haben tatsächlich niemanden vermisst. Dr. Kaulen hat das gewürdigt und sich gewünscht, dass all diese Akteure zusammenarbeiten, um das gemeinsame Ziel zu erreichen. Man hat gemerkt, dass viele der Teilnehmer speziell in ihn große Hoffnungen setzen, nachdem in den letzten Jahren in den Augen einiger Teilnehmer nicht genug in Augsburg voran gegangen ist.

Zuletzt ein Wort zu den beiden Stellwänden mit angepinnten Stadtkarten, auf denen die Gäste mit kleinen Klebepunkten gute und schlechte Stellen in Augsburg markieren sollten: der neue Königsplatz wird demnach als größter Gefahrenpunkt gesehen. Und das, obwohl er ganz neu konzipiert wurde. Wir können das nachvollziehen, haben selbst auch schon Schwachstellen identifiziert. Eindeutig als gute Radstrecken wurden nur die Radwanderwege entlang von Lech und Wertach gekennzeichnet, die hauptsächlich dem Freizeitradeln dienen.

Das Event bot eine großartige Gelegenheit, sich auszutauschen. Bis nach 22.00 Uhr haben wir mit verschiedenen Freunden und Bekannten gesprochen und Meinungen ausgetauscht. Die Veranstaltung wurde insgesamt positiv kommentiert.

3 Kommentare

  1. Susanne

    Was haben wir gelacht, als das Rote Leihrad auftauchte, als positives Beispiel. Da wir so klein sind, hätten wir nie gedacht, dass wir in so einer Präsentation vorkommen. Wir waren VOLLDABEI 😉

  2. Radl-Wadl

    Gratulation! Super Zusammenfassung => Augsburg on bike!

  3. Leo

    Danke für die Zusammenfassung und die kritischen Nachfragen!
    Gerade vorhin haben wir uns beim Hin- und Herfahren über den Königsplatz noch über die wirklich schlechte (sprich fehlende) Verkehrsführung für Fahrradfahrer*Innen gewundert.

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